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Fawn Response und Scham überwinden: zurück in deine Würde und Authentizität

Aktualisiert: 22. Nov.

Essenzbox

Essenz in einem Satz: Die Fawn Response ist ein tiefliegendes Anpassungsmuster aus der Kindheit – doch mit traumasensiblem Coaching, Embodiment und Nervensystemarbeit kannst du Scham wandeln und in deine Würde und Authentizität zurückkehren.

Warum das wichtig ist: Solange du aus Scham heraus automatisch funktionierst, verlierst du dich selbst – dein Nervensystem bleibt im Alarmzustand, deine Wahrheit wird unterdrückt. Erst wenn du das Muster erkennst und neu verhandelst, entsteht echte innere Sicherheit.

Dein Gewinn: Du lernst, dich nicht länger über Anpassung zu definieren, sondern über Selbstkontakt. Du setzt gesunde Grenzen, gewinnst emotionale Freiheit – und beginnst, dich in deinem eigenen Leben wieder zu Hause zu fühlen.


Fawn Response und Scham überwinden

Du hast gelernt, dein Feuer zu dimmen, um dazuzugehören, Ärger zu vermeiden, es allen recht zu machen. Du hast dich gezähmt, um sicher zu sein – angepasst statt aufrichtig, freundlich statt frei. Doch dein Körper erinnert sich: In dir brennt eine Kraft, die nach Ausdruck ruft.


In diesem Artikel erfährst du, wie Fawn Response und Scham dich binden – und wie du mit Traumacoaching, Embodiment und Nervensystemarbeit den Weg zurück in deine Würde und Authentizität findest.



Person legt einen transparenten Stoff ab – Symbol für das Überwinden von Scham und Anpassung.
Die zweite Haut ablegen im traumasensiblen Coaching: Von People Pleasing und Fawn Response zurück in deine Würde.


Zusammenfassung für Eilige (Key Takeaways)


  • Was ist Fawn Response? Kurz: Übermäßige Anpassung und People Pleasing als kluge Überlebensstrategie von früher – heute darfst du Grenzen und Wahlfreiheit entwickeln.

  • Was ist Scham? Gesund vs. chronisch: Chronische Scham greift dein Selbst an („Ich bin falsch“) und entsteht, wenn deine Lebendigkeit nicht willkommen war.

  • Verbindung Fawn Response und Scham: Unsichtbar werden sichert Bindung, hält aber dein Potenzial klein. Die Botschaft der Scham: „So wie ich bin, darf ich nicht sein.“

  • Praxisbeispiel Sarah: In sicherer Co-Regulation versteht sie die Wurzeln, sagt „Nein“, respektiert Grenzen – Beziehungen werden ehrlicher und nährender.

  • Die vielen Gesichter der Scham: Masken wie Härte, Perfektionismus, Selbstkritik, Verurteilung schützen vor dem Schamgefühl. Gegenteil von Scham ist Würde.

  • Nervensystem: Frühstress hält dich im Alarm. Polyvagal-basiert, langsam, verkörpert arbeiten – so entsteht Sicherheit, statt erneutem Selbstoptimierungsdruck.

  • 5 Schritte aus Scham und Fawn Response: Selbstmitgefühl, Bewusstsein, innere Kritiker-Anteile verstehen, Glaubenssätze wandeln, Würde verkörpern.

  • Fazit: Heimkehr in deine gelebte Wahrheit – du lebst dich, statt dich zu zähmen.





Gliederung






1. Was die Fawn Response ist


In meinen vorherigen Blogartikeln habe ich die Überlebensstrategie Fawn Response bereits von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Hier die Essenz: Stell dir vor, du bist ein kleines Kind und spürst, dass deine Umgebung nicht sicher ist. Vielleicht sind Bezugspersonen unberechenbar, emotional abwesend oder bedrohlich. Du entwickelst eine kluge Überlebensstrategie: Du wirst besonders angepasst, versuchst es allen recht zu machen, wirst das liebe Mädchen, unterdrückst deine Bedürfnisse – um Bindung und ein Mindestmaß an Sicherheit zu sichern.


Fawn Response ist eine von vier Reaktionen auf Gefahr (neben Kampf, Flucht und Erstarren). Sie zeigt sich in übermäßiger Anpassung, People Pleasing und dem ständigen Überschreiten der eigenen Grenzen, um Konflikte zu vermeiden und Anerkennung zu bekommen. Wichtig: Diese Strategie war einmal sinnvoll.





Fawn Response war eine kluge Überlebensstrategie in der Kindheit. Jetzt im Körper eines Erwachsenen sind wir in einer viel stärkeren Position.





2. Was ist Scham?


Eng verwoben mit unseren Überlebensstrategien – und damit auch mit der Fawn Response – ist die Scham. Scham ist sowohl eine tief verwurzelte Emotion als auch eine Identitätserzählung. In ihrer gesunden Form hilft sie uns, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und in Gemeinschaften zu funktionieren.


Anders als Schuld, die sich auf Handlungen bezieht („Ich habe etwas Falsches getan“), richtet sich Scham gegen das ganze Selbst („Ich bin falsch“). Kinder glauben, so zu sein, wie andere sie sehen oder wie andere mit ihnen umgehen.


Chronische Scham entsteht, wenn wir als Kinder immer wieder die Erfahrung machen, dass unsere natürlichen Eigenschaften nicht erwünscht sind. Um damit umzugehen, spalten wir diese Anteile ab. Bedürfnisse, Gefühle, Impulse – all das scheint unerlaubt. Daraus wachsen Selbstüberzeugungen, die das gesamte Selbst betreffen, etwa „Ich bin falsch“ oder „Ich bin nicht genug“.


Mit der Zeit bildet sich eine zweite Haut: eine Schutzschicht aus Anpassung und Kontrolle. Wir lernen, zu zeigen, was andere sehen wollen – brav, leistungsstark, reibungslos – und wir unterdrücken unseren ursprünglichen Selbstausdruck. Diese zweite Haut fühlt sich sicher an, doch sie kostet Lebendigkeit, Verbundenheit und Würde. Wir funktionieren nach außen stark und zahlen innerlich den Preis: Selbstzweifel, Perfektionismus, Erschöpfung und das Gefühl, am eigenen Leben vorbeizuleben.





3. Die Verbindung zwischen Scham und Fawn Response


Die Fawn Response – das Gefallen-Wollen – ist eng mit chronischer Scham verknüpft. In einem Umfeld, in dem unsere natürlichen Eigenschaften nicht willkommen sind, „erkaufen“ wir uns Bindung durch Anpassung. Wir machen uns unsichtbar, werden besonders lieb, besonders leise, besonders brav, besonders angepasst – oft sogar verantwortlich für die Gefühle anderer. So entsteht ein verzerrtes Selbstbild: Ich bin nur sicher, wenn ich mich selbst verliere.


Scham hält uns klein. Wir schämen uns für unsere Lebendigkeit, unsere Bedürfnisse, unsere Emotionen und Potenziale – und auch dafür, Erwartungen nicht erfüllen zu können, als wären wir für die Erwartungen anderer verantwortlich.


Chronische Scham verhindert, dass wir unser volles Potenzial leben können.



Eine Grafik mit Kreisen, die die Wirkung von Scham zeigen

Je weniger von einem Menschenkind willkommen ist (Schnittmenge), desto mehr von sich muss es verstecken oder so tun, als wäre es ein anderer. Wir schämen uns für den, der wir sind, also für unsere Emotionen, Bedürfnisse, Potenziale, unsere Lebendigkeit und unseren natürlichen Selbstausdruck. Und wir schämen uns dafür, die Erwartungen anderer nicht erfüllen zu können - so als wären wir für diese Erwartungen verantwortlich.





Ein Praxisbeispiel: Sarahs Geschichte


Sarah besaß ein Pferd und verbrachte viel Zeit im Reitstall. Sie hielt alles zusammen, besänftigte Konflikte, sorgte für Harmonie. Außen wirkte das wertvoll, innen kostete es sie Selbstachtung. Sie schämte sich dafür, dass sie es allen recht machen wollte – sekundäre Scham: Scham über die Scham.


Im Coaching erkannte Sarah die Wurzeln: frühe Erfahrungen von Nicht-Willkommen-Sein, fehlende Sicherheit, Bestätigung nur im Außen. Als sie begann, die Gefühle hinter der Scham zu erforschen – „Ich bin nicht liebenswert, ich bin nicht richtig“ – und in unserer Beziehung Co-Regulation, Sicherheit und Verständnis erlebte, wuchs etwas Neues: Selbstannahme.


Sie spürte, dass ihre Fürsorglichkeit wertvoll ist – wenn sie nicht gegen die eigenen Grenzen geht. Sie lernte, Nein zu sagen, hielt Angst vor Ablehnung aus und respektierte ihre Bedürfnisse. Beziehungen wurden ehrlicher, weil sie nicht mehr aus Angst, sondern aus Selbstliebe handelte.


Wenn wir unsere chronische Scham überwinden, hören wir auf, gegen uns selbst zu kämpfen. Wir finden das "Ja" zu uns und es wird friedlicher in unserem Inneren.




4. Die vielen Gesichter der Scham


Scham zeigt sich nicht nur in Unterwürfigkeit. Sie trägt Masken: Härte, zynischer Witz, Perfektionismus, Selbstkritik, Verurteilung anderer. Das sind Schutzschilde, um nicht mit der tieferen Scham in Berührung zu kommen.


Vielleicht kennst du das: Du suchst Fehler bei dir und anderen, bist hart zu dir, wertest ab. All das kann unerkannte Scham sein. Und sie hält dein wahres Selbst in Schach. Statt Potenziale zu entfalten, drehen wir uns in Grübeln, Selbstzweifeln und Harmoniesucht. Wir optimieren uns, um „genug“ zu sein – und verlieren den Kontakt zu unserer inneren Wahrheit.


Eine persönliche Erfahrung:


In einem Gruppenprogramm bekam ich regelmäßige Impulse. Etwas in mir wehrte sich. Mein innerer Kritiker schrie: „Sag bloß nichts, sonst wirst du gedemütigt.“ Ich habe dennoch ehrlich im Chat geschrieben: „Das fühlt sich für mich nicht stimmig an.“ Angst, Stärke, Klarheit – alles war da. Und es zeigte sich: Anderen ging es ähnlich. Mein ängstlicher Anteil fürchtete Angriff, mein starker Anteil atmete auf, meine Klarheit blieb bei mir. Zu mir stehen – trotz möglicher Ablehnung – stärkte meine Würde. Genau diese Erfahrung wünsche ich dir in den Momenten, in denen du deine Wahrheit zurückhältst.






Weißt du, was das Gegenteil von Scham ist? Viele sagen Stolz. Doch Stolz schützt oft nur vor der Scham. Das Gegenteil von Scham ist Würde.





5. Welche Rolle spielt unser Nervensystem bei chronischer Scham?


Ein innerer Konflikt in der Kindheit löst Not aus – Stressreaktionen von Kampf, Flucht, Erstarrung oder Fawn Response. Ausgeliefertsein und Hilflosigkeit können Scham nähren.


Wenn das Nervensystem in diesen Zuständen steckenbleibt, entstehen Daueranspannung (Hyperarousal) und Wachsamkeit (Hypervigilanz). Der Körper bleibt im Hab-Acht-Modus.


Hinzu kommen erlernte Strategien, die scheinbar schützen: Perfektionismus, Unterwerfung, Rebellion, hohe Leistung, permanentes Machen, Selbstoptimierung, harte innere Antreiber. Sie erzeugen weiteren Stress. Wenn diese Strategien scheitern – nicht dünn genug, nicht erfolgreich genug, nicht perfekt genug – entsteht neue Scham. Hecheln, Luftnot im Leben, Erschöpfung. Burnout, Depression, psychosomatische Symptome können folgen.


Die Polyvagal-Theorie hilft hier als Landkarte: Sicherheit reguliert das Nervensystem. In traumasensiblem Coaching nutzen wir Co-Regulation, Embodiment und Ressourcenarbeit, um den Körper in Richtung Sicherheit zu begleiten, statt ihn zu übergehen.





6. Fünf Schritte, um Scham und Fawn Response zu überwinden


Der Weg von der Fawn Response und chronischer Scham hin zu authentischem Sein ist eine Reise der Selbstentdeckung und Heilung. Es ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und Selbstmitgefühl erfordert. Hier sind einige Schritte, die dir helfen, die Fawn Response und Scham zu überwinden:


  1. Selbstmitgefühl entwickeln: Meine Top-Empfehlung: Begegne dir mit der Güte, die du anderen schenkst. Erkenne an: Deine Muster waren Überlebensstrategien. Du hast dein Bestes getan. (Mehr dazu in meinem Blogartikel zu Selbstmitgefühl und Bindungstrauma.)


  2. Bewusstsein schaffen: Beobachte, wann du Erwartungen erfüllst, nicht Nein sagst oder Bedürfnisse opferst. Erkunde solche Situationen mit Wohlwollen. Schreibe dir typische Trigger, Personen und Kontexte auf.


  3. Deine kritischen inneren Anteile wahrnehmen: Wann wirst du hart zu dir? Diese Momente zeigen verdeckte Scham. Frage: Was darf ich nicht zeigen? Wie „sollte“ ich sein? Nimm Anteile wahr, ohne sie zu bekämpfen – das ist bereits Integration.


  4. Glaubenssätze wandeln: Notiere alte Überzeugungen („Ich bin nur wertvoll, wenn ich gefalle“). Formuliere neue, wahrhaftige Sätze, die sich im Körper bejahend anfühlen: „Ich bin wertvoll, so wie ich bin - und fühle das von Tag zu Tag mehr.“ Teste sie mit Embodiment: Atme, richte dich auf, spüre, wie der Körper reagiert.


  5. Deine innere Würde verkörpern: Erforsche, was du an dir wertschätzt. Gib deiner Würde einen Ausdruck im Körper: Haltung, Atem, Blick. Gestalte ein Bild, eine Collage oder ein Symbol, das deine Würde repräsentiert. Gehe nur so weit, wie es sich sicher anfühlt – Sicherheit geht vor Geschwindigkeit.



Aufrecht stehende Person am Übergang von Schatten zu Licht – verkörpert Grenzen, Sicherheit und Embodiment.
Verkörperte Grenzen: Raus aus der Fawn Response, rein in innere Sicherheit.


Fazit: Der Weg zu authentischem Sein


Liebe Leserin, ich möchte dir zum Abschluss etwas Wichtiges mit auf den Weg geben:


Deine Empathie und Fürsorge sind Stärken. Der Schlüssel ist, sie aus Selbstliebe statt aus Angst und Scham zu leben. Die Anpassung, die dich einst geschützt hat, ist nicht deine Identität.


Wenn du deine Bedürfnisse so wichtig nimmst wie die der anderen, verändern sich Beziehungen und dein Lebensgefühl. Jeder Schritt ist ein Akt von Mut, Selbstachtung und Würde.


Du bist es wert, dein wahres Selbst zu leben. Wenn du Begleitung wünschst, gehe diesen Weg nicht allein. Im traumasensiblen Coaching arbeiten wir mit Nervensystem, Embodiment und Co-Regulation – sicher, achtsam, in deinem Tempo. Damit du nicht länger nur funktionierst, sondern dein Feuer wirklich lebst.


Wenn du meine Unterstützung dabei wünscht, zögere nicht und nimm mit mir Kontakt auf.





Von Herz zu Herz, Gabriele



Über die Autorin:

Gabriele Westermann ist Feuerherzfrau, NI Traumacoachin und somatische Prozessbegleiterin. Sie unterstützt Frauen, die nach außen stark wirken und sich innerlich anpassen, dabei, People Pleasing und Fawn Response zu lösen, ihr Nervensystem zu beruhigen und klare Grenzen zu leben. Mit Empathie, Erfahrung und traumasensiblem Fachwissen öffnet sie einen sicheren Raum für Selbstliebe, Würde und weibliche Urkraft – damit aus Selbstzweifeln gelebte Authentizität wird. Du spürst den Ruf? Mehr unter www.feuerherzfrau.de


 
 
 

Kommentare


 

Folge dem Ruf deines Feuerherzens!

Traumasensibles Coaching und somatische Prozessbegleitung für Frauen, die sich aus alten Mustern befreien und ihre weibliche Urkraft leben möchten.
 

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Aufklärung:

Ich bin keine Ärztin oder Heilpraktikerin. Ich erstelle keine Diagnosen und gebe keine Heilversprechen ab. Traumasensible Coachings und meine Gruppenangebote ersetzen nicht die Behandlung durch einen Arzt, Psychologen oder Heilpraktiker, sind jedoch eine wertvolle Ergänzung zu laufenden Behandlungen und unterstützen die Selbstheilungskräfte. Laufende ärztliche Behandlungen und Anordnungen sollen weitergeführt, bzw. künftige nicht hinausgeschoben oder unterlassen werden. Falls du Gesundheits- oder psychische Probleme hast, empfehle ich dir einen Arzt*in, Psychotherapeut*in oder Heilpraktiker*in deiner Wahl zu Rate zu ziehen.

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