Tend-and-Befriend vs. Fawn Response: Wie du dein wahres Feuer entfachst
- feuerherzfrau
- 15. Aug.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Sept.
Die 5 Stressreaktionen, die unser Nervensystem kennt
Wenn wir Stress erleben, reagiert unser Nervensystem auf fünf verschiedene Weisen:
Fight (Kämpfen): Angriff, Widerstand, Konfrontation.
Flight (Fliehen): Rückzug, Flucht, Vermeidung.
Freeze (Erstarren): Starre, Taubheit, Handlungsunfähigkeit.
Fawn (Unterwerfen): Anpassung, Gefallen, Harmonie um jeden Preis.
Tend-and-Befriend (Verbinden): Nähe suchen, Fürsorge zeigen, Sicherheit in Beziehungen finden.
Die ersten vier sind klassische Überlebensmuster – sie sichern uns das Leben, können uns aber auch gefangen halten. Die fünfte Reaktion, Tend-and-Befriend, öffnet einen anderen Weg: Sie verbindet dich mit deinem inneren Feuer, das durch Gemeinschaft, Echtheit und Nähe genährt wird.

Essenz für die Eiligen (Key Takeaways)
Menschen reagieren in Stresssituationen mit fünf Mustern: Fight, Flight, Freeze, Fawn, Tend-and-Befriend.
Tend-and-Befriend ist die einzige Reaktion, die nicht aus Angst, sondern aus Verbindung entsteht.
Doch Achtung: Ohne Klarheit über deine Grenzen kann es in die alte Fawn Response kippen.
Schlüssel ist die Körper- und Bedürfniswahrnehmung – sie zeigt dir, ob du aus Kraft oder aus Angst handelst.
Fawn Response ist keine Kraft, sondern ein Anpassungsmuster, das dich klein hält.
Dein Weg: Erkennen, wo du dich unterwirfst – und dann lernen, Verbundenheit mit Klarheit und Grenzen zu leben.
Gliederung
Die fünf Stressreaktionen im Überblick
Was bedeutet Tend-and-Befriend?
Worin liegt der Unterschied zur Fawn Response?
Welche Rolle spielt Oxytocin im Nervensystem?
Warum Frauen in der Lebensmitte besonders profitieren
Wie du deine Anpassungsmuster erkennst und transformierst
Praktische Schritte: Vom Gefallen zur radikalen Echtheit
FAQ: Die wichtigsten Fragen kurz beantwortet
Fazit & Einladung
1. Die fünf Stressreaktionen im Überblick
Fight: Du gehst in den Angriff, wirst konfrontativ und kämpfst gegen die Bedrohung.
Flight: Du ziehst dich zurück, fliehst vor der Situation und vermeidest Konfrontation.
Freeze: Dein Körper erstarrt, du bist wie blockiert und kannst nicht handeln.
Fawn: Du passt dich übermäßig an, suchst Harmonie um den Preis deiner eigenen Wahrheit.
Tend-and-Befriend: Du suchst Unterstützung, Nähe und Fürsorge – eine soziale Kraftquelle, die dich stärkt.

2. Was bedeutet Tend-and-Befriend?
Die Tend-and-Befriend-Reaktion beschreibt ein Stressmuster, das in der Forschung vor allem mit Frauen in Verbindung gebracht wird. Während Kampf oder Flucht eine eher individuelle Überlebensstrategie darstellen, baut Tend-and-Befriend auf Beziehung als Ressource. Unter Druck aktiviert dein Körper die Ausschüttung von Oxytocin, dem Bindungshormon. Es schafft Vertrauen, öffnet dich für Fürsorge und ermöglicht es dir, Unterstützung zu geben und anzunehmen.
Dieses Muster ist zutiefst menschlich und evolutionsbiologisch sinnvoll: In Zeiten von Gefahr war das Suchen nach Schutz im Miteinander eine der wirksamsten Möglichkeiten, Sicherheit herzustellen. Heute zeigt sich diese Kraft darin, dass du auch in Stressmomenten Verbundenheit suchen kannst, statt dich zurückzuziehen oder gegen dich selbst zu kämpfen.
Tend-and-Befriend bedeutet nicht, dich aufzugeben – es bedeutet, Kraft durch Nähe zu finden.
Doch: Tend-and-Befriend funktioniert nur, wenn du bewusst mit deinen eigenen Bedürfnissen verbunden bleibst. Ohne diese Verankerung besteht die Gefahr, dass Nähe zu einem Automatismus wird – und du unmerklich wieder in alte Fawn-Muster rutschst.
Tend-and-Befriend ist die einzige Stressreaktion, die dich stärker macht.
3. Worin liegt der Unterschied zur Fawn Response?
Die Fawn Response ist kein bewusster Akt der Fürsorge, sondern ein Anpassungsmuster. Anpassungsmuster sind Verhaltensweisen, die wir früh entwickeln, um in Beziehungen zu überleben. Sie entstehen, wenn wir als Kinder erfahren: „Ich werde nur geliebt, wenn ich brav, angepasst oder hilfreich bin.“
Während Tend-and-Befriend Verbindung schafft, opferst du dich in der Fawn Response auf:
Du vermeidest Konflikte, indem du dich klein machst.
Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst.
Du hältst dich zurück, um Anerkennung zu sichern.
Das Problem: Diese Strategie schützt zwar kurzfristig vor Ablehnung, führt langfristig aber zu Entfremdung von dir selbst. Viele erfolgreiche Frauen kennen dieses Muster – nach außen glänzen sie, doch im Inneren spüren sie, wie sie ihr eigenes Feuer ständig drosseln.
Die Falle ist subtil: Von außen sieht Fawn manchmal aus wie echte Fürsorge – in Wahrheit entsteht es jedoch aus Angst vor Ablehnung, nicht aus innerer Stärke.
Der Unterschied ist entscheidend: Tend-and-Befriend ist eine Ressource, Fawn ist ein Gefängnis. Und der Übergang ist fließend – deshalb braucht es den bewussten Kontakt zu deinem Körper. Nur wenn du spürst, wo deine Grenzen liegen, kannst du unterscheiden, ob du gerade aus Liebe oder aus Angst handelst.

4. Welche Rolle spielt Oxytocin im Nervensystem?
Das Hormon Oxytocin ist ein Schlüsselfaktor in der Tend-and-Befriend-Reaktion. Es wird ausgeschüttet, wenn wir Nähe erleben – durch Berührung, ehrliche Gespräche, Blickkontakt oder geteilte Momente.
Seine Wirkung ist doppelt kraftvoll:
Physiologisch senkt Oxytocin den Cortisolspiegel (Stresshormon) und reguliert Herzfrequenz und Blutdruck.
Psychologisch stärkt es Vertrauen, Mitgefühl und die Bereitschaft, echte Nähe zuzulassen.
Damit ist klar: Verbindung ist kein „Nice-to-have“, sondern eine biologische Grundlage für Resilienz. Dein Körper ist darauf programmiert, durch Co-Regulation – das gemeinsame Regulieren von Stress mit anderen – stärker zu werden.
Das erklärt auch, warum Isolation oder ständige Anpassung dich schwächt: Sie rauben dir die hormonelle und emotionale Kraftquelle, die in echter Verbundenheit liegt.
Doch auch hier liegt eine Herausforderung: Wenn du Verbindung suchst, ohne gleichzeitig deine Bedürfnisse zu achten, kann Nähe zur Selbstaufgabe werden. Oxytocin beruhigt zwar dein Nervensystem, aber es darf nicht als „Beruhigungsmittel“ für ein dauerhaftes Über-Anpassen missverstanden werden. Nur in Verbindung mit Selbstwahrnehmung und klaren Grenzen entfaltet es seine ganze Kraft.
Oxytocin ist nicht nur ein Hormon – es ist der chemische Beweis dafür, dass wir gemacht sind für Verbindung. Dein Feuer brennt klarer, wenn es im Spiegel echter Nähe genährt wird.
5. Warum Frauen in der Lebensmitte besonders profitieren
Die Lebensmitte ist eine Schwelle: Alte Rollenbilder, Erwartungen und Anpassungen geraten ins Wanken. Viele Frauen spüren, dass sie zwar erfolgreich funktionieren, aber innerlich abgeschnitten sind – von ihrem Körper, von ihrem Begehren, von ihrem Feuer.
Genau hier wird Tend-and-Befriend zur Ressource. Es ermöglicht dir, neue Verbindungen zu knüpfen, die dich nähren, statt dich auszubrennen. Gleichzeitig zeigt sich in dieser Phase, wie hinderlich alte Anpassungsmuster (People Pleasing, Fawn Response) geworden sind.
Um Tend-and-Befriend wirklich als Kraftquelle nutzen zu können, braucht es den bewussten Kontakt zu deinem Körper:
Spürst du, wann du wirklich für andere da sein möchtest – und wann du nur „funktionierst“?
Kennst du den Unterschied zwischen einem klaren inneren Ja und einem ängstlichen Ja?
Erlaubst du dir, ein Nein zu fühlen – auch wenn es unbequem ist?
In dieser Lebensphase geht es nicht mehr darum, „nur“ Heilung zu finden. Es geht darum, die zweite Haut der Anpassung abzustreifen und deine Urkraft zu entfesseln. Frauen in der Lebensmitte haben die Chance, ihre Biografie neu zu schreiben: weg vom Funktionieren – hin zu radikaler Echtheit.
Ein Nein zu anderen ist das radikalste Ja zu dir selbst.
6. Wie du deine Anpassungsmuster erkennst und transformierst
Beobachte, wann du „Ja“ sagst, obwohl du „Nein“ fühlst.
Spüre, welches Bedürfnis du in diesem Moment zurückhältst.
Beginne mit kleinen Grenzen – und feiere jedes Mal, wenn du dir treu bleibst.
Nutze Embodiment: Spüre im Körper, wo du dich einengst – und wo dein Feuer sich Raum verschaffen will.
7. Praktische Schritte: Vom Gefallen zur radikalen Echtheit
Selbstfürsorge als radikale Haltung: Erlaube dir, im Zentrum zu stehen.
Grenzen als Würde: Ein Nein ist ein Ja zu dir selbst.
Embodiment als Schlüssel: Dein Körper zeigt dir, wo du noch angepasst bist.
Verbindungen bewusst wählen: Suche Menschen, die deine Echtheit halten können.
Dein Feuer ist nicht gefährlich – es ist der Weg in deine Freiheit.
8. FAQ: Die wichtigsten Fragen kurz beantwortet
Welche 5 Stressreaktionen gibt es? Fight (Kämpfen), Flight (Fliehen), Freeze (Erstarren), Fawn (Unterwerfen), Tend-and-Befriend (Verbinden).
Was bedeutet Tend-and-Befriend? Eine Stressreaktion, bei der Menschen Fürsorge zeigen und Nähe suchen, statt zu kämpfen oder zu fliehen.
Was ist die Fawn Response? Ein Überlebensmuster, bei dem Menschen ihre Bedürfnisse zurückstellen, um Konflikte zu vermeiden.
Wie kann ich die Fawn Response überwinden? Durch Selbstwahrnehmung, klare Grenzen, traumasensible Begleitung und die Bereitschaft, deine Bedürfnisse sichtbar zu machen.
Welche Rolle spielt Oxytocin dabei? Es beruhigt dein Nervensystem, fördert Vertrauen und stärkt Bindung in Beziehungen.

Fazit & Einladung
Du bist nicht hier, um brav zu funktionieren. Du bist hier, um radikal lebendig zu sein.
Die fünf Stressreaktionen sind in dir – doch nur eine öffnet dir den Weg in deine wahre Kraft: Tend-and-Befriend.
Wenn du spürst, dass es Zeit ist, das alte Korsett abzustreifen und dein Feuer in Verbindung zu leben, begleite ich dich.
Traumasensibel. Klar. Mutig.
Von Herz zu Herz, Gabriele
Über die Autorin:
Gabriele Westermann ist Feuerherzfrau, NI Traumacoachin und somatische Prozessbegleiterin. Sie unterstützt Frauen, die nach außen stark wirken und sich innerlich anpassen, dabei, People Pleasing und Fawn Response zu lösen, ihr Nervensystem zu beruhigen und klare Grenzen zu leben. Mit Empathie, Erfahrung und traumasensiblem Fachwissen öffnet sie einen sicheren Raum für Selbstliebe, Würde und weibliche Urkraft – damit aus Selbstzweifeln gelebte Authentizität wird. Du spürst den Ruf? Mehr unter www.feuerherzfrau.de
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