Bindungs- und Entwicklungstrauma, oft als Kindheitstrauma bezeichnet, hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Fähigkeit zu lieben und Beziehungen zu gestalten. In solchen Fällen kann Selbstmitgefühl ein effektives Werkzeug zur Heilung und zum Wachstum sein. In diesem Artikel beleuchten wir, wie Selbstmitgefühl dabei helfen kann, Bindungswunden aus der Kindheit zu überwinden und gesunde Beziehungen aufzubauen.
Selbstmitgefühl beinhaltet die Fähigkeit, sich selbst liebevoll anzunehmen und Mitgefühl für das eigene Leiden und Erleben zu entwickeln. Menschen mit Bindungstrauma haben oft mit negativen Selbstbewertungen, einem strengen inneren Kritiker bzw. Selbstkritik zu kämpfen. Durch Selbstmitgefühl können sie jedoch lernen, sich selbst mitfühlender anzunehmen und sich von innerer Kritik zu befreien.
Wir betrachten auch den Zusammenhang zwischen Selbstmitgefühl und den inneren verletzten Anteilen. Durch Selbstmitgefühl können bisher unterdrückte Gefühle liebevoll gehalten und nicht befriedigte Bedürfnisse nachgenährt werden.
Ich lade dich herzlich ein, in diesem Artikel die wirksamen Strategien und Praktiken des Selbstmitgefühls und der Arbeit mit inneren Anteilen kennenzulernen, um Bindungstrauma zu überwinden und eine tiefere Verbindung zu dir selbst und anderen herzustellen.
Diese Inhalte warten auf dich:
Was ist ein Bindungs- und Entwicklungstrauma?
Welche Rolle spielen innere Anteile und Glaubenssätze bei einem Bindungstrauma?
Neurophysiologe Grundlagen der Selbstkritik und des Selbstmitgefühls
Die Rolle von Selbstmitgefühl bei der Bewältigung von Bindungstrauma
Was ist Selbstmitgefühl und wie kann es entwickelt werden?
Wie Selbstmitgefühl und die Arbeit mit inneren Anteilen die Heilung von Bindungstrauma unterstützt
Praktische Übungen um Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln

Was ist Bindungstrauma?
Alle Säugetiere und wir Menschen (sind ja auch Säugetiere) sind von Natur aus ausgestattet mit einem Fürsorge- und Bindungssystem. Wird das Bindungsbedürfnis bei Menschen (in der Regel bei Kindern) nicht im erforderlichen Umfang gestillt, sprechen wir von Bindungstrauma. Bindungstrauma beschreibt die seelischen Verletzungen, die durch frühkindliche unsichere Bindungen entstehen. Dazu zählen emotionale oder physische Vernachlässigung, Gewalt, Trennung von den Eltern oder Verlust einer wichtigen Bindungsperson. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen, insbesondere in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen. Kinder, die dadurch in ihrer emotionalen Entwicklung beeinträchtigt sind, haben oft ein negatives Selbstbild, was sich später auf das Selbstwertgefühl und die Sinnhaftigkeit im Leben auswirkt.
Symptome eines Bindungstraumas können sich bei Erwachsenen äußern durch beispielsweise
ein mangelndes Selbstwertgefühl,
Schwierigkeiten, die eigenen Grenzen zu spüren und zu schützen,
Vertrauensprobleme, Bindungsangst oder Intimitätsprobleme,
emotionale Instabilität und
dem Gefühl der emotionalen Abhängigkeit von dem/der Partner*in.
Es erhöht auch das Risiko psychischer Erkrankungen, einschließlich Angststörungen und Depressionen. Um Bindungstrauma zu heilen und gesunde Beziehungen aufzubauen, ist es entscheidend, unterdrückte Gefühle zu befreien, oft mithilfe von innerer Anteile-Arbeit und der Entwicklung von Mitgefühl mit sich selbst.
In ihrem Blogartikel "Bindungstrauma: Wie muss ich sein, damit du mich liebst?" schreibt Dami Charf, dass Bindungs- und Entwicklungstrauma heutzutage ein epidemisches Ausmaß annimmt.
Wenn du an weiteren Informationen zum Thema Bindungs- und Entwicklungstrauma interessiert bist, dann empfehle ich dir die Seite "Kindheitstrauma" meiner Webseite durchzulesen.
Welche Rolle spielen innere Anteile und Glaubenssätze bei einem Bindungstrauma?
In der Kindheit erfahren wir die Welt und uns durch unsere Bezugspersonen. Kinder sind so feinfühlig, dass sie spüren, wie sie sein müssen, um die wichtige Beziehung zu ihren Eltern aufrechtzuerhalten. Oft passen sie sich an, ziehen sich zurück oder übernehmen innere Überzeugungen, die als Introjekte bezeichnet werden. Diese internalisierten Werte, Denk- und Verhaltensweisen können kritische oder verletzte innere Anteile hervorrufen. Wir behandeln oder sprechen mit uns dann selbst so, wie es unsere Eltern taten.
Wenn wir auf unsere Selbstgespräche achten, begegnen uns häufig verletzende Sätze. Beispiele für Glaubenssätze sind:
„Stell‘ dich nicht so an!“ oder
„Ich bin nicht gut genug.“
"Nur wenn ich so bin, wie andere mich wollen, werde ich geliebt."
"Ich bin nicht liebenswert, wie ich bin."
"Ich bin mit meinen Gefühlen zuviel."
Hinter solchen und vielen anderen Glaubenssätzen sind unterdrückte Gefühle und verletzte innere Kindanteile verborgen, die in uns seit unseren Kindheitstagen schlummern. Indem wir Selbstmitgefühl lernen, können wir diese Anteile und Glaubenssätze leichter erkennen und annehmen, anstatt sie wieder wegzudrücken. Dies hilft uns, unsere unterdrückten Gefühle und kindlichen Anteile zu befreien, die einst allein gelassen wurden.
Mit der Zeit entwickelt sich so ein liebevolleres und freundlicheres Selbstbild. Indem wir uns selbst mit Mitgefühl begegnen lernen und die inneren, verletzten Anteile annehmen, schaffen wir Raum für Heilung. Es ist ein wichtiger Schritt, um uns selbst die Liebe und Anerkennung zu schenken, die wir in der Kindheit vielleicht vermisst haben.
Wir dürfen uns dafür öffnen, dass wir uns heute das geben können, was wir in unserer Kindheit von unseren Bezugspersonen gebraucht hätten. Was es dazu braucht sind Mut, Vertrauen und Mitgefühl.
Neurophysiologe Grundlagen der Selbstkritik und des Mitgefühl mit sich selbst
Paul Gilbert, der Begründer der auf Mitgefühl basierenden Therapie (CFT), hebt hervor, dass Selbstkritik unser körpereigenes Gefahr- und Bedrohungssystem aktiviert. Diese Aktivierung führt zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol und Adrenalin, die uns auf Überlebensreaktionen wie Kampf, Flucht, Fawn oder Erstarrung vorbereiten. Auch wenn wir heute nicht mehr physischen Bedrohungen wie Säbelzahntigern ausgesetzt sind, reagiert unser Nervensystem auf wahrgenommene Bedrohungen, etwa durch die Angst vor sozialer Isolation, mit Selbstkritik. Chronischer Stress, der aus Selbstzweifeln und inneren Verletzungen resultiert, kann zu Angst, Depressionen und einem dysregulierten Nervensystem führen.
Fühlen wir uns unzulänglich oder gerät unser Selbstbild in Gefahr, greifen wir das Problem an – im Falle der Selbstkritik - uns selbst. ~Kristin Neff
Glücklicherweise verfügen wir auch über ein Fürsorge- und Bindungssystem, das in jedem Menschen verankert ist und aktiv genährt werden kann. Wurde dieses Fürsorge- und Bindungssystem von unseren Bezugspersonen in unserer Kindheit nur mangelhaft genährt, sind wir heute dennoch in der Lage, unser Fürsorge- und Bindungssystem selbst zu aktivieren und zu stärken. Tun wir dies, schüttet unser Körper Oxytocin und Endorphine aus, die den Stresspegel senken und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Kristin Neff und Christopher Germer identifizieren zwei wirksame Methoden zur Aktivierung dieses Fürsorgesystems: beruhigende Berührung und sanfte stimmliche Äußerungen, wie etwa das Streicheln eines Babys durch seine Mutter mit sanftem Summen.
In jedem von uns existiert die Fähigkeit zur gesunden Bindung.
Mit einem gestärkten Fürsorge- und Bindungssystem nähren wir zudem unseren Vagusnerv. Dadurch kommen wir innerlich immer mehr in unserem Social Engagement System (nach Stephen Porges, kurz "SES") an, wodurch wir emotional und sozial immer entspannter werden. Mitgefühl und Selbstmitgefühl sind eng mit dem Fürsorgesystem verbunden Selbstmitgefühl hilft deshalb, die Reaktion auf Bedrohung – in unserem Fall die Selbstkritik - zu regulieren. Einer Studie zufolge konnten Probanden Stressreaktionen vermindern und weniger abwehrend reagieren, als sie sich selbst Mitgefühl entgegenbrachten. Selbstmitgefühl erweist sich somit als wertvolles Werkzeug für die emotionale Resilienz und das psychische Wohlbefinden.
Die Rolle von Selbstmitgefühl bei der Bewältigung von Bindungstrauma
Selbstmitgefühl bezieht sich auf die Fähigkeit, sich selbst liebevoll anzunehmen und Mitgefühl für das eigene Leiden zu entwickeln. Bei Menschen mit Bindungstrauma ist es häufig so, dass sie mit negativen Selbsturteilen und Selbstkritik zu kämpfen haben. Durch Selbstmitgefühl können sie jedoch lernen, sich bedingungslos anzunehmen und den inneren Kritiker zu entmächtigen.
Selbstmitgefühl spielt eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung von Bindungstrauma, da es den Betroffenen ermöglicht, Trigger in Beziehungen achtsam wahrzunehmen. Dadurch gelingt es ihnen besser, sich selbst zu beruhigen und schwierige Emotionen zu regulieren. Es hilft dabei, negative Gefühle anzunehmen und mit ihnen mitfühlend umzugehen, anstatt sie zu unterdrücken oder zu verleugnen. Durch die Aktivierung des Fürsorge- und Bindungssystem lernen Menschen, sich selbst Trost zu spenden und die Unterstützung zu geben, die ihnen möglicherweise in der Kindheit gefehlt hat.
Damit wir Heilung finden, müssen wir uns unseren bislang verdrängten, schwierigen Gefühlen zuwenden und mit ihnen sein können.
Durch Mitgefühl mit sich selbst und die Stärkung des Fürsorgesystems können Menschen mit Bindungstrauma innere Sicherheit erlangen, Verbundenheit spüren, Kraftquellen etablieren und ein gesundes Selbstbild entwickeln. Indem sie lernen, sich selbst mitfühlend zu betrachten, können sie ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen besser erkennen und respektieren.

Was ist Mitgefühl mit sich selbst und wie kann es entwickelt werden?
Selbstmitgefühl setzt sich aus drei zentralen Komponenten zusammen: Selbstfreundlichkeit, Menschlichkeit und Achtsamkeit. Selbstfreundlichkeit umfasst die Fähigkeit, sich selbst mit Zuneigung und Fürsorge zu begegnen, anstatt sich in Selbstkritik zu verlieren oder sich herabzusetzen. Menschlichkeit bedeutet, die universelle Natur menschlichen Leidens zu erkennen und mit den eigenen Schwächen und Fehlern auf eine mitfühlende Weise umzugehen. Achtsamkeit hingegen bezieht sich auf die Fähigkeit, bewusst und wertungsfrei den gegenwärtigen Moment und unseren inneren Zustand wahrzunehmen.
Die Entwicklung von Selbstmitgefühl kann durch unterschiedliche Praktiken und Übungen gefördert werden. Eine der bekanntesten Methoden ist die "Meditation der liebevollen Güte", bei der man sich selbst in Verbindung mit einer Visualisierung liebevolle Worte zuspricht und bewusst die entstehenden Emotionen und Körperempfindungen wahrnimmt. Darüber hinaus können Achtsamkeitsübungen wie Atemtechniken und Körperwahrnehmung, insbesondere das SIFTing-Verfahren von Deb Dana, wertvolle Unterstützung bieten.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Entfaltung von Selbstmitgefühl ein kontinuierlicher Prozess ist, der Zeit und Geduld erfordert. In diesem Zusammenhang kann es äußerst hilfreich sein, Unterstützung von einem Therapeuten oder Coach in Anspruch zu nehmen, der dich auf deinem Weg zur Entwicklung von Selbstmitgefühl begleitet und dir bei der Verarbeitung von Bindungstrauma zur Seite steht.
Am Ende dieses Blogartikels stelle ich dir außerdem einige Buchtipps zur Verfügung, die dir helfen können, dich intensiver mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen.
Wie Selbstmitgefühl und die Arbeit mit inneren Anteilen die Heilung von Bindungstrauma unterstützt
Die Praxis des Selbstmitgefühls kann einen tiefgreifenden Einfluss auf die Heilung von Bindungstrauma ausüben. Indem wir lernen, liebevoll und mitfühlend mit uns selbst umzugehen, eröffnen wir den Raum und schaffen im traumasensiblen Coaching die Kapazität, den unterdrückten Schmerz und das Leid des Traumas wahrzunehmen und wohlwollend zu akzeptieren. Dieser einfühlsame Umgang mit uns selbst ermöglicht es uns, die verletzten Anteile unserer inneren Kinder zu nähren und kritische innere Stimmen zu transformieren. So wird die Integration unserer Erfahrungen möglich, und wir entwickeln einen gesunden Umgang mit den Folgen des Traumas.
Was brauchst du, um dich mit dir und mit anderen sicher und angenommen zu fühlen?
Darüber hinaus fördert Selbstmitgefühl durch die Stärkung des Social Engagement Systems (SES) die Entwicklung von Sicherheit und Vertrauen – sowohl in uns selbst als auch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Je mehr wir in der Lage sind, uns selbst bedingungslos anzunehmen, desto offener und mitfühlender können wir auch gegenüber anderen werden. Mitgefühl mit uns selbst ermutigt uns, unsere Verletzlichkeit zuzulassen und uns auf andere Menschen einzulassen, ohne Furcht vor Ablehnung oder Verletzung. So wird die Fähigkeit gefördert, intime und gesunde Beziehungen zu gestalten, die auf echtem Verständnis und Empathie basieren.
Lass' mich dir von einer warmherzigen Frau erzählen, die ich über einen längeren Zeitraum traumasensibel begleiten durfte – Claudia. Ihre Kindheit war von der Alkoholkrankheit ihrer Mutter geprägt, die sich deshalb emotional und physisch nicht in dem Maße um ihre Tochter kümmern konnte, wie es für Claudia nötig gewesen wäre. Diese kindliche Erfahrung ist äußerst vielschichtig, weshalb ich mich auf eine spezielle Situation konzentrieren möchte, die den Zusammenhang zwischen innerer Kind-Arbeit, Bindungstrauma und Selbstmitgefühl anschaulich verdeutlicht.
In unserer traumasensiblen Arbeit haben wir zuerst viele Ressourcen, einen geborgenen Ort und ein Gefühl von Sicherheit geschaffen. Dank somatischer Achtsamkeitsübungen war Claudia in der Lage, sich selbst Halt und Selbstmitgefühl zu schenken. Während einer somatischen Achtsamkeitsübung spürte ich den Impuls, meinen Oberkörper zu wiegen. Plötzlich wurde bei Claudia eine Erinnerung aus ihrer Kindheit lebendig – sie stellte sich vor, wie sie als kleines Mädchen abends im Bett sitzt und sich sanft in den Schlaf wiegt.
Die unterdrückten Gefühle aus dieser Zeit kamen an die Oberfläche. Ich half Claudia, imaginär als erwachsene Frau zu ihrer kleinen Claudia ans Bett zu gehen. In einer berührenden Begegnung nahm sie das kleine Kind in ihre Arme und sprach tröstende Worte: Sie verstand ihren Kummer, die tiefe Einsamkeit und das Gefühl der Verlassenheit. Diese heilsame Verbindung ermöglichte es Claudia, die verbannten Gefühle endlich sicher zu fühlen. Gemeinsam brachte die erwachsene Claudia das kleine Mädchen an einen imaginären geschützten Ort, einen Raum, in dem es sich wohl und geborgen fühlte.
Und was hat sich für die erwachsene Claudia durch diese Erfahrung verändert? Sie hat ein tiefes Gefühl von Selbstermächtigung und Selbstfürsorge gewonnen. Das einstige Gefühl des Ausgeliefertsein und der Einsamkeit konnte nach und nach transformiert werden.

Praktische Übungen zur Förderung von Selbstmitgefühl
Um Selbstmitgefühl zu entwickeln, kannst du verschiedene praktische Übungen und Techniken ausprobieren. Hier sind einige Beispiele:
Meditation der liebevollen Güte: Setze dich in einer ruhigen Umgebung hin und sage laut oder leise liebevolle Worte zu dir selbst. Sage dir Sätze wie: "Mögest du glücklich sein", "Mögest du sicher sein", "Mögest du gesund sein". Wiederhole diese Worte, während du dir ein Bild von dir visualisierst und dabei tief ein- und ausatmest.
Selbstberührung: Nimm‘ dir in einer ruhigen Umgebung bewusst Zeit für dich selbst. Wenn du magst, beginne mit der traumasensiblen Basis-Übung „Orientierung im Raum“ (Schaue dich langsam in dem Raum um, in dem du bist. Bleibe mit deinem Blick nirgends hängen und urteile nicht. Spüre danach den Kontakt zum Boden oder Untergrund.) Versuche, dich selbst liebevoll in den Arm zu nehmen, streichle liebevoll deine Arme oder wiege deine Körper sanft hin und her. Wenn es dir angenehmer ist, kannst du auch ein Kissen beispielsweise vor deinem Bauch festhalten. Wichtig ist dabei, dies in einer Haltung der Fürsorge und Zärtlichkeit zu tun.
Bodyscan mit Mitgefühl: Während des Bodyscans begibst du dich in eine ruhige, bequeme Position und lenkst deine Aufmerksamkeit systematisch auf verschiedene Körperbereiche. Du beginnst meist bei den Zehen und arbeitest dich bis zum Kopf vor. Dabei nimmst du die Empfindungen, Spannungen oder Schmerzen in jedem Bereich wahr, ohne sie zu bewerten oder zu verändern.
Der Schlüssel zu diesem Prozess ist das Mitgefühl: Wenn du auf einem bestimmten Bereich verweilst, der möglicherweise Unbehagen oder emotionale Schmerzen hervorruft, übst du, diese Empfindungen mit Freundlichkeit und Verständnis zu betrachten. Anstatt sie abzulehnen oder zu ignorieren, nimmst du sie an und umhüllst sie mit warmem Mitgefühl. Du kannst dir Sätze sagen wie: „Es ist in Ordnung, dass ich so fühle“ oder „Ich bin hier für mich selbst“.
Durch diese Praxis lernst du, einen liebevollen Raum für alle deine Gefühle zu schaffen, was wesentlich zur Heilung und Integration von Bindungstrauma beiträgt. Indem du achtsam mit deinem Körper und deinen Emotionen umgehst, förderst du ein stärkeres Selbstmitgefühl und ein gesundes Selbstvertrauen.
Diese Übungen können dir helfen, dein Selbstmitgefühl zu stärken und eine liebevolle und mitfühlende Beziehung zu dir selbst aufzubauen.
Ressourcen und Bücher zur weiteren Erforschung des Themas Selbstmitgefühl und Bindungstrauma:
"Selbstmitgefühl: Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst annehmen können" von Kristin Neff
"Der achtsame Weg zur Selbstliebe: Wie man sich von destruktiven Gedanken befreit und sich selbst annimmt" von Christopher Germer
"Trauma und Beziehung: Wie wir die immergleichen Bindungsmuster hinter uns lassen" von Verena König
Fazit
Bindungstrauma kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben haben, insbesondere in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen. Doch es gibt einen Weg zur Heilung: Selbstmitgefühl. In Verbindung mit traumasensibler Unterstützung kann Selbstmitgefühl eine kraftvolle Strategie sein, um Bindungstrauma zu bewältigen und ein gesundes Selbstbild aufzubauen. Es ermöglicht uns, uns selbst bedingungslos anzunehmen und mitfühlend mit unseren eigenen Emotionen umzugehen.
Ich hoffe, dieser Blogartikel hat dir Inspiration und Hoffnung gegeben auf deinem Weg, die Liebe und das Mitgefühl für dich selbst hinter dem Bindungstrauma zu sehen. Wenn du bereit bist, mehr über dich selbst herauszufinden und deine innere Stärke zu entfalten, zögere nicht, dich bei mir zu melden. Ich freue mich darauf, dich auf deiner Reise zu unterstützen!
Bleib' dir treu und werde mitfühlend mit dir selbst!
Herzlichst, Gabriele
Über die Autorin:
Gabriele Westermann ist NI-Traumacoachin und somatische Prozessbegleiterin, die Frauen dabei unterstützt, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit Empathie, Erfahrung und Fachwissen hilft sie ihren Klientinnen, ihre innere Stärke zu finden und gesunde Beziehungen aufzubauen.
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